Walther Straub
Der Rufannahme nach München gingen umfangreiche Verhandlungen mit dem damaligen Dekan Ferdinand Sauerbruch voraus. Straub beklagte sich über die unzureichenden baulichen Bedingungen, die er in München vorfand: „Die solide Bauart verhindert eine das Niederreißen rechtfertigende Abnützung, die Einengung des Grundstücks durch nachträglich entstandene Mietshäuser in der nächsten Umgebung ließ die inzwischen nötig gewordene Erweiterung nicht zu, der unübersichtliche Bauplan ist für die Benützer des Hauses eine Quelle ständigen Verdrusses.“ Schließlich wurde bei dem in den Jahren 1931/32 durchgeführten Institutsumbau das alte Pathologische Institut nebenan der Pharmakologie zugeschlagen und die beiden Gebäude durch einen 13 Meter langen Verbindungsgang aus Stahlbeton, die „Straubsche Brücke“, zusammengeschlossen. Das neue Pharmakologische Institut wurde aber gegen Ende des 2. Weltkriegs wieder nahezu völlig zerstört, Brand- und Sprengbomben beendeten im Herbst 1944 jeglichen Institutsbetrieb. Zeitgenossen berichten davon, dass Walther Straub auf der Gegenseite der Nussbaumstrasse unter einem Baum vor der Psychiatrie sitzend das Abbrennen des Instituts beobachtet hat. Er erlag kurz darauf einem bereits seit längerem bestehenden Schlaganfall-Leiden in Bad Tölz.
Das wissenschaftliche Werk von Walther Straub ist ungewöhnlich umfangreich; in den zwanziger und dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts galt er daher als einer der bedeutendsten Pharmakologen Deutschlands. Physiologie und Pharmakologie des Herzens und ein mit seinem Namen verknüpftes Froschherzpräparat, Wirkungsmechanismen von herzwirksamen Glykosiden, sowie ihre Standardisierung waren wichtige Schwerpunkte seiner Forschung. Das nach ihm benannte „Straub-Phänomen“, das die Wirkung von Morphin an Nagern charakterisiert, skizziert ein weiteres Forschungsfeld. Ein besonderes Verdienst Straubs war schließlich die Gründung der „Deutschen Pharmakologischen Gesellschaft“, durch die er die Eigenständigkeit und Bedeutung unseres Faches kundtun wollte.
Die düstere Zeit des Nationalsozialismus ging auch am Pharmakologischen Institut nicht spurlos vorüber. Straub hatte sich mehrmals in seiner unbeugsamen Geradlinigkeit mit den Machthabern angelegt, hatte auf dilettantische Behandlungsvorschläge bei Phosphorbrandwunden durch die zuständige Polizeiinspektion, die der SS unterstand, spitzzüngig reagiert und entging während der Kriegszeit nur knapp der Amtsenthebung. Die Arbeitsbedingungen waren entsprechend schwierig und der Einsatz habilitierter Mitarbeiter in Lehre und Prüfungen wurde immer mehr eingeschränkt. In einem Schreiben an den Dekan der Medizinischen Fakultät im November 1939 beklagt sich Straub bitter, dass er nun allein die Ausbildung von jährlich ca. 800 Medizinstudenten schultern müsse und der Unterricht im Falle seiner Erkrankung zusammenbrechen würde. Es half nichts, Unterstützung wurde ihm nicht mehr zuteil.
Die Nachfolge seines berühmten Lehrers Straub als Ordinarius für Pharmakologie in München trat 1946 August Wilhelm Forst an.