Walther-Straub-Institut für Pharmakologie und Toxikologie
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Manfred Kiese

Auf A. W. Forst folgte im Jahre 1961 Manfred Kiese (1910 - 1983) dem Ruf auf den Münchner Lehrstuhl, der mit einem Neubau auf dem Grundstück der Nussbaumstr. 28 und einem Umbau des Kellergeschosses in der Nussbaumstr. 26 verbunden war. 1964 wurde das Richtfest gefeiert, 1969 konnte schließlich das neue Institut zusammen mit dem Hörsaalneubau mit 420 Plätzen bezogen werden.

Manfred Kiese, 1910 in Stettin geboren, studierte Medizin an den Universitäten Hamburg, Frankfurt, München und Berlin, wo er seine wissenschaftliche Tätigkeit unter Heubner begann und 1935 über „Pharmakologische Untersuchungen an der glatten Muskulatur der Lunge, insbesondere unter dem Einfluß ephedrinartig wirkender Substanzen“ promovierte. Nach biochemischen Studien bei Hastings in Harvard erfolgte 1939 die Habilitation bei Heubner über „Untersuchungen der spezifischen Wirkung des Kohlendioxids auf das isolierte Meerschweinchen-Ileum“. Vermutlich stellten kriegsbedingte Fragestellungen die Weichen für die weitere Forschungstätigkeit, als Kiese die akute und chronische Toxizität bei Aufnahme von Kaliumchlorat und anderen, als Sprengstoffe verwendeten Substanzen untersuchte. Evakuiert nach Schleswig-Holstein entstanden trotz schwieriger Nachkriegsbedingungen die inzwischen klassischen Untersuchungen Kieses zur Reduktion des Hämoglobins und zum enzymatischen Kreisprozeß der Ferrihämoglobinbildung durch N–oxygenierte Arylamine. 1950 nahm Kiese einen Ruf als Ordinarius für Pharmakologie der Universität Marburg an. Kurz bevor Kiese 1956 einem Ruf auf den Lehrstuhl nach Tübingen folgte, beschäftigte er sich mit Fragen der biologischen N-Oxygenierung. Nach Entwicklung einer empfindlichen Methode zur Bestimmung von Nitrosoarenen, gelingt ihm zusammen mit Uehleke der Nachweis im Blut von Hunden nach Applikation entsprechender Arylamine. Damit kommt die Arbeitsgruppe von Kiese den Millers in den USA um zwei Jahre zuvor. Auch der Ort der biologischen N-Oxygenierung in den Mikrosomen wird bald erkannt und führt zu intensiven Studien der beteiligten Enzymsysteme, die in München von seinen Schülern fortgesetzt werden. Immer wieder diente die Methämoglobinbildung als Indikator N–oxygenierter Produkte. Nicht zuletzt verdanken wir diesen Studien auch die Entwicklung eines zuverlässigen Antidots gegen die Blausäure-Vergiftung. Wertvollstes wissenschaftliches Erbstück ist neben ca. 200 Originalarbeiten zweifellos sein Buch „Methemoglobinemia: A Comprehensive Treatise“, das 1974 erschien.

1980 folgte Wolfgang Forth von der Ruhr-Universität in Bochum dem Ruf auf den Münchner Lehrstuhl.


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